Ich habe diese Webseiten, dieses Blog aufgemacht, um den Menschen in Deutschland, bzw. Deutsch sprechenden Menschen die Gelegenheit zu geben, Eindrücke aus erster Hand aus einem anderen europäischen Land, Spanien, zu gewinnen, wie dort die Lage in Bezug auf das schlagzeilenträchtige COVID-19-Virus ist.
ZahlenspiegelIch beginne einmal diesen Eintrag mit Zahlen. Ich vergleiche drei verschiedene Websites mit Zahlen zur COVID-19-Statistik. Jede hat etwas andere Zahlen je Tag. Das kann auch um bis 100 differieren. Ich stütze mich meist auf das Coronadashboard www.ncov2019.live/data.
Ich beginne einmal allgemein mit der Region, in der ich lebe, Andalusien. In Andalusien leben 8 1/2 Millionen Menschen. Die hier gemeldeten positiv getesteten Personen belaufen sich auf 6.972. Das sind 0,08% der Bevölkerung, die sich mehr oder weniger verstreut auf 87.268 qkm verteilt. Ballungszentren mit viel Durchreiseverkehr/ Tourismus und Anhäufung von bestätigten Erkrankten sind Málaga, Granada und Sevilla.
Betrachten wir die Region Madrid. Dort leben 3.300.000 Menschen. Von denen 32.155 als positiv getestet gelten. Das sind 0.97% der dort recht geballt lebenden Menschen auf 604,45 qkm.
In der Provinz Cádiz leben 1.180.817 Menschen auf 7435,85 qkm. Davon sind 697 positiv auf den COVID-19 getestet. Das sind 0,05% der Einwohner.
Nachdem ich die Fläche nach und nach verkleinert habe, vergrößere ich sie jetzt. Ich nehme ganz Spanien. 505.944 qkm, 47.650.000 Einwohner, von denen 110.409 Menschen auf den Virus positiv getestet wurden. Das sind 0,23% der Bevölkerung des Landes.
Ich möchte hier nur einmal verdeutlichen über welche Verhältnisse wir hier reden, wenn es um Ausgangssperren für alle geht. Ähnliche Zahlen sind es in Deutschland. Das ist nicht mehr.
Es wird immer wieder von einer unbekannten Dunkelziffer gesprochen. Das ergibt sich aus Ländern wie China oder Korea und Taiwan zum Beispiel, wo Unmengen von Menschen ohne Verdacht auf Erkrankung getestet wurden und wobei man festgestellt hat, dass viele Menschen viruspositiv sind, aber keine Symptome zeigen aber dennoch ansteckend sind. Das bedeutet, die tatsächlichen Prozentsätze der Viruspositiven in Relation zur Bevölkerung wird höher sein, aber die prozentuale Todesrate wesentlich niedriger.
Wer hier die meisten Viren an die Menschen verteilt, sind Mediziner, Krankenschwestern und -Pfleger und Personal in Altenheimen. Sie stecken sich während der Ausübung ihrer Berufung an und dann die Patienten, die in diesen Häusern liegen. Sie haben kaum brauchbares Schutzmaterial. Sie funktionieren Plastikmüllsäcke zu Schutzkitteln um, Mundschutz aus normalem Stoff, bzw. Plastik selbstgeschneidert. Es fehlt an medizinischem Gerät zur Betreuung der Erkrankten, sowie an Medizin, sowie an Krankenhausbetten und Intensivstationen. Im Rahmen der neoliberalen Austeritätpolitik aller Parteien, die in den letzten Jahrzehnten regiert haben, sind tausende Krankenhausbetten gestrichen worden. Sie sind noch da, ausgestattet, aber die Räume sind verschlossen. Gleiches gilt für Intensivmedizin. Im Rahmen von Privatisierungen sind Räumlichkeiten und Gerät verloren gegangen. Also nicht wirklich, das existiert in weiten Teilen noch. Das führt soweit, dass es Krankenhäuser gibt, in denen ganze Gebäudeflügel leerstehen, weil sie an einen privaten Klinikressort verkauft wurden und dieser diese nicht in Gebrauch hat und für die jetzt Erkrankten nicht zur Verfügung gestellt werden. Auch hier, die Räume sind noch ausgestattet, nicht leerstehend im Wortsinn, aber verschlossen und das Klinikpersonal darf sie nicht benutzen. Davon abgesehen, dass gar nicht so viel Personal vorhanden ist, die Menschen dann dort zu betreuen. Stattdessen werden publikumswirksam Zelte vor diesen Kliniken aufgebaut und neues Gerät, viel zu spät, neu eingekauft.
Meine Vermieterin ist Ärztin, die bestätigte mir bei einem Gespräch heute das oben geschriebene. Sie sagt, sie kennt einige an COVID-19 erkrankte Menschen und das seien alles Arztkollegen. Die fehlen natürlich auch bei der Betreuung der Kranken. Die fallen mindestens 2 -3 Wochen aus. Eher mehr. So wird die Betreuung und Behandlung durch das verbliebene und sich immer weiter dezimierende Personal erschwert bis verunmöglicht. Sie wisse auch, dass extrem viele erkrankte und auch gestorbene Menschen aus Alten- und Pflegeheimen sind. Viele Tote sind auch Vorerkrankte in Krankenhäusern zur Behandlung mit unterschiedlichen lebenverkürzenden Krankheiten, denen das Virus den Rest gegeben hat. Einige hätten wahrscheinlich noch ein paar Jahre mehr gehabt, andere nur Monate oder Tage.
Ein kleiner Eindruck, wie es in Spanien aussieht. Es gäbe noch so viel mehr zum Thema, aber das muß ich verteilen, das liest ja sonst keiner.